Die Fußballweltmeisterschaft der Männer aus sozial- und wirtschaftspolitischer Sicht

Ein kurzer Überblick:
Mit der Männer-WM 2014 sind Umsiedlungen von ca. 250000 Menschen verbunden und im Hintergrund der Spiele stehen die Proteste gegen die historisch gewachsenen Ungleichheit vor allem im öffentlichen Bildungs- und Gesundheitswesen. Vor allem junge Brasilianer*innen streiten für ein besseres Gemeinwesen und gegen Misswirtschaft und Korruption und wollen nicht hinnehmen, dass ca. zehn Milliarden Euro des brasilianischen Haushalts für eine Weltmeisterschaft ausgegeben werden.
Die FIFA, Internationale Föderation des Verbandsfußballs, scheint sich ihrer sozialen Verantwortung nicht bewusst zu sein.

Wirtschaftlich sind laut Volkswirt*innen des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Privatbank Berenberg keine nachhaltigen Wachstumseffekte aufgrund der WM zu erwarten. Grund sind vor allem die hohen Investitionen in Infrasturktur, Stadien, Telekommunikation und in Sicherheitsvorkehrungen. Zu nötigen und für die kommenden Jahre geplanten Investitionen kommen viele, die der Bevölkerung und Weiterentwicklung nicht nachhaltig dienen. Viele Stadien sind ein Minusgeschäft und bleiben des Öfteren im Nachhinein wenig bis ungenutzt, auch z.B. Investitionen in Straßen und Bahn bedienen v.a. Tourismusrouten.
Tourismus soll gute 5,5 Milliarden Euro laut Regierung bei 500 000 Besucher*innen in das Land bringen, doch stehen dieser Angabe 850.000 Tourist*innen und rund 3,2 Milliarden Euro durch den jährlichen Karneval in Rio gegenüber. Der Einzelhandel klagt bereits über Einnahmenrückgänge wegen von der Regierung ausgerufener freier Tage bei WM-Spielen.
Auch in Deutschland und Südafrika wuchs die Wirtschaftleistung nach verschiedenen Studien um weniger als 0,4 Prozent.
Gewinne prognostizieren Expert*innen der FIFA, die als Monopolistin im Bereich der Fernseh- und Marketingrechte handelt.

Das BIP-Wachstum Brasiliens im Jahr 2014 schätzen einheimische Analysten und die Weltbank derzeit im Schnitt auf 1,5 Prozent, dem gegenüber steht die Prognose der Regierung von 2,3 Prozent, doch sind beide Schätzungen sehr niedrig für ein Schwellenland wie Brasilien, dessen BIP 2010 7,5 % wuchs. Würden in das BIP, als fragwürdigen Indikator für Wirtschaftskraft und Wohlstand weitere, z.B. soziale, Kriterien einbezogen, sänke aufgrund der oben dargestellten Situation der Wert wohl weiter.

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Quellen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fussball-wm-2014-in-brasilien-schwache-wirtschaft-und-buerger-proteste-a-973054.html
http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/brasilien-umsiedlungen-fuer-wm-und-olympia-12762804.html
http://www.handelsblatt.com/video/handelsblatt-in-99-sekunden/brasilien-proteste-blatter-stiehlt-sich-aus-verantwortung/8382134.html
www.boell.de/de/2014/04/17/fussball-und-demokratie
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/neue-studie-kein-wm-aufschwung-fuer-brasilien-12937584.html
http://www.zeit.de/sport/2014-05/fussball-weltmeisterschaft-brasilien-wirtschaft-fifa
http://www.n-tv.de/wirtschaft/WM-bringt-Brasilien-wenig-article13031156.html

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